GfU Forschungsförderung Preisträgerin 2023 Jasmin Hossner
Zusammenfassung BA-Arbeit von Jasmin Hossner:
„Die Kunst des späten Paläolithikums in Norddeutschland“
In Norddeutschland, und speziell der Metropolregion Hamburg, lebten im späten Paläolithikum Menschen der Hamburger Kultur, der Federmesser-Gruppen und der Ahrensburger Kultur. Diese hinterließen eine Vielfalt an künstlerischen Zeugnissen, die zu einem großen Anteil aus Altgrabungen
stammen. Daher war es eines der Ziele dieser Arbeit einen aktuellen Überblick über die künstlerischen Äußerungen dieses Zeitraums zu erarbeiten, aber auch die Interpretationen bereits bekannter Funde kritisch zu beleuchten und gegebenenfalls alternative Interpretationen vorzustellen.
Mittels verschiedener methodischer Ansätze wurde sich diesen Zielen angenähert. Ein erster Ansatz bestand darin das Depot des Archäologischen Museum Hamburg auf mögliche künstlerische Zeugnisse zu prüfen, da dort erst kurz zuvor der Anhänger von Ketzendorf IV wieder entdeckt worden war. In den insgesamt 112 paläolithischen Fundstellen aus Hamburg und Kreis Harburg konnten jedoch keine weiteren Funde mit künstlerischen Äußerungen gefunden werden. Doch aufgrund meiner Depotarbeit entstand erstmalig eine vollständige Kartierung dieser Fundstellen.
Die gleichzeitig laufende Literaturrecherche war ebenfalls erfolgreich, da in einer der Monografien zu den Altgrabungen eine perforierte Auster (SH1946-1.1) vom Fundplatz Borneck-West bei Ahrensburg, Kreis Stormarn, erwähnt wird. Diese Auster, die Steinperle von Lusbusch (SH2015-221.31) sowie der Anhänger von Ketzendorf IV wurden mikroskopisch dokumentiert und analysiert. Unterstützt durch Experimente an Tonschiefer, dem Material des Anhängers, und Austernschalen, konnten die mikroskopischen Analysen der Funde einige Auskünfte über deren Herstellung liefern. Der Anhänger weist beispielsweise einige tiefe Kratzer an der Durchlochung auf, die wahrscheinlich dem Zweck dienten, einen besseren Ansatz für den Bohrer zu ermöglichen.
Neben den eingehenderen Untersuchungen zu den drei oben erwähnten Funden, wurde zudem eine ausführliche Literaturrecherche zu spätpaläolithischen künstlerischen Zeugnissen betrieben. Die überwiegende Mehrheit stammt aus dem Ahrensburger Tunneltal. Dies ist auf die dort herrschenden, guten Erhaltungsbedingungen für organisches Material zurückzuführen. Zu diesen künstlerischen Zeugnissen zählen unteranderem der Poggenwischstab, die Bernsteinscheibe von Meiendorf oder auch die Elchkuh von Weitsche. Wichtig war mir, die Artefakte nicht nur zu beschreiben, sondern auch die existierenden Interpretationen kritisch zu beleuchten, da diese meist mehr als 70 Jahre alt sind.
In diesem Zusammenhäng wäre es für weiterführende Forschung ebenfalls ein wichtiger Ansatz, diese Altfunde mit modernen Untersuchungsmitteln zu dokumentieren und einer Analyse zu unterziehen.
Einführende Literatur zur Kunst aus Norddeutschland, aber auch allgemein des späten Paläolithikums in Norddeutschland:
- Sonderheft: Welt im Wandel: Leben am Ende der letzten Eiszeit; Archäologie in Deutschland (2016)
- Bosinski, G. (1982). Die Kunst der Eiszeit in Deutschland und in der Schweiz. Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn.
- Rust, A. (1937). Das altsteinzeitliche Rentierjägerlager Meiendorf. Karl Wachholtz, Neumünster.
- Clausen, I., Guldin, A. (2017). Mit der Deutschen Bahn zu den Rentierjägern der späten Eiszeit. Archäologische Voruntersuchungen im Zuge des geplanten Bahnbaus S4 im Ahrensburger Tunneltal, Kreis Stormarn. Archäologische Nachrichten aus Schleswig Holstein 2016: 6 17.