Da ist zuerst die Gründung am 28. September 1988. An diesem Tag unterschrieben sieben Menschen eine von der Stadtverwaltung Blaubeuren vorbereitete Satzung. Kurz darauf fand eine Mitgliederversammlung statt in der der erste Vorstand gewählt wurde. Diesem formalen Vorgang ging eine Vorgeschichte voraus:
Von 1979-1984 wurde das Urgeschichtliche Museum im Heilig-Geist-Spital vom Ein- Raummuseum zum Fünf-Raummuseum erweitert. Für diese Erweiterung führte die Stadt Blaubeuren die Baumaßnahmen durch. Für die Inneneinrichtung des Museums mussten Fördergelder beantragt werden, die Universität Tübingen brachte viel Arbeitsleistung ein und die restlichen Mittel wurden über Spenden beschafft. Verantwortlich für die Museumskonzeption war der damalige Lehrstuhlinhaber an der Universität Tübingen Herr Professor Hans-Jürgen Müller-Beck. Er und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Joachim Hahn arbeiteten die Museumskonzeption aus.
Zu den ersten Unterstützern des Museums zählte der Lions-Club Blaubeuren-Laichingen. Dieser kreierte 1981 den Höhlenwandertag deren Erlöse dem Urgeschichtlichen Museum zu flossen, inzwischen seit 32 Jahren. Das Museum wurde und wird seit dieser Zeit unterstützt von den Unternehmerfamilien Ruth und Adolf Merckle sowie Lita und Günter Merkle.
Die ursprünglichen Überlegungen zur Errichtung einer Stiftung wurden zunächst nicht weiterverfolgt, aber die Gründung eines Fördervereins , der GfU, wurde 1988 angegangen.
Die Gründungsmitglieder der GfU waren:
Professor Hans-Jürgen Müller Beck, Dr. Joachim Hahn , Frau Anne Scheer, Dr. Claus- Joachim Kind, Dr. Eberhard Wagner, Herr Reiner Blumentritt, Frau Connie Lauxmann, Herr Ulrich Simon, Herr Christian Endrulat, Herr Georg Hiller, Herr Reinhold Kley, Dr. Günter Merkle, Frau Claudia Gunsilius-Kaltenbach, Frau Hilde Allgaier, Frau Wilma Schinköth, Herr Otto Wolf, Herr Georg Danner, Herr Herbert Griesinger, Herr Werner Meier und Herr Bernhard Stich.
Zum ersten Vorsitzenden wurde Professor Joachim Hahn gewählt der bis zu se inem Tod im Jahr 1997 die Aufgabe inne hatte. Zweite Vorsitzende war Frau Claudia Gunsilius-Kaltenbach bis 1996. Professor Hans-Jürgen Müller-Beck wurde 1997 erster Vorsitzender und Frau Anne Scheer übernahm 1996 die Aufgabe der zweiten Vorsitzenden. 2001 wurde erstmals ein Geschäftsführer gewählt. Diese Aufgabe übernahm Herr Bernhard Stich und hatte sie bis 2017 inne. 2004 wechselte der Vorstand. Erster Vorsitzender wurde Herr Georg Hiller. Zweiter Vorsitzender wurde der Nachfolger von Professor Müller-Beck, Herr Professor Nicholas Conard.
Der heutige engere Vorstand des Vereines besteht aus den bereits genannten beiden Vorsitzenden, dem Geschäftsführer Manfred Gaßner und dem Kassenverwalter Kurt Langguth.
Die Satzungsziele unseres Vereins sind:
Unterstützung der Wissenschaft insbesondere des Instituts für ältere Urgeschichte und Quartärökologie in Tübingen,
Information und Schulung der interessierten Öffentlichkeit sowie
Förderung des Urgeschichtlichen Museums Blaubeuren.
Die ersten Aufgaben für den Verein ergaben sich schnell:
die erste Kustodin des Museums Frau Anne Scheer entwickelte ein museumspädagogisches Programm und führte Kindernachmittage durch. Der städtische Träger des Museums konnte diese Aufgaben nicht übernehmen. So wurde die GfU Träger dieser Angebote.
Prof. Dr. Joachim Hahn führte seit 1973 Grabungen im Geißenklösterle durch. Die Höhle war schwierig zu erreichen. Aufgrund der interessanten Funde wollten auch Besucher die Höhle erreichen. Der Bergpfad war für Besucher nicht geeignet. Die GfU-Mitglieder führten daher den Ausbau des Weges durch.
Die Ausgräber am Geißenklösterle saßen bei jedem Wetter in Zelten und in einem Bauwagen. Diese schwierigen Arbeits- und Lebensbedingungen sind zwar für Archäologen nichts ungewöhnliches. Trotzdem war es ein erstes Ziel der GfU diese Bedingungen zu verbessern. Mit einer Spende der Familie Ruth und Adolf Merckle sowie zinslosen Krediten der Stadt sowie von Herrn Dr. Hahn und Frau Scheer wurde im Jahr 1989 die Achtal-Hütte in Weiler gekauft und als Grabungshaus zur Verfügung gestellt. Das Landesdenkmalamt finanziert e mit einer Teilmiete das Haus mit. Die Kredite wurden vom Verein über einen längeren Zeitraum zurückbezahlt. Bis 2011 stand der Verein im Eigentum des Grabungshauses. Dieses war bis zu diesem Zeitpunkt in die Jahre gekommen und auch zu klein geworden. Deshalb wurde es 2011 veräußert und der größte Teil des Erlöses dem Museum für die vorgesehenen Erweiterungsmaßnahmen zweckgebunden gespendet. Kustodin Anne Scheer hat 1995 mit einer Ausstellung über experimentelle Archäologie viele Menschen angesprochen die Urgeschichte nicht nur theoretisch erfassen sondern auch praktisch erleben wollten. Dieser neue Arbeitszweig des Museums führte der GfU viele neue Mitglieder zu. Es entstand auch ein Arbeitskreis für Museumspädagogik , der bei der GfU angebunden war. Unsere Vorstandsmitglieder Hannes Wiedmann und Frank Trommer gehören von Anfang an zu diesem Arbeitskreis. Inzwi schen ist die Museumspädagogik beim Museum angesiedelt und wesentlich ausgebaut worden. Die GfU konnte auch immer wieder über ABM-Stellen die Arbeit des Museums unterstützen.
Ein weiteres und bis heute ungebrochenes Interesse für neue Mitglieder waren die Exkursionen zu urgeschichtlichen Fundstätten, die jährlich angeboten wurden. Ziele waren Süd-Frankreich, Nord-Spanien, Burgund in Nordfrankreich, Norditalien, Tschechien, Österreich, Norddeutschland, Ostdeutschland, Schweiz, Polen und Slowenien. Neben den großen Exkursionen fanden jährlich Tagesexkursionen im süddeutschen Raum statt. Und natürlich wurden darüber hinaus jährlich Ausgrabungsstellen im Aachtal und im Lone-Tal besucht.
Die Gesellschaft für Urgeschichte spendete über Jahre hinweg dem Museum immer wieder Beträge um erforderliche Beschaffungen tätigen zu können (zum Beispiel für Vitrinen, für eine Computeranlage, Klapp-Sessel für Besucher, Spülmaschine und Waschmaschine für Ausgräber). Die Aufgabe des Fördervereins wurde in den 25 Jahren im Rahmen der Möglichkeiten immer aktiv wahrgenommen. Eine besondere Leistung der GfU war aber die ehrenamtliche Mitgestaltung der heutigen Dauerausstellung und von ersten Räumen der Schatzkammern Eiszeitkunst des Urgeschichtlichen Museums. Mit ca. 4.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden kann sich das Engagement des Vereins sehen lassen. Dass die Mitglieder den Verkaufserlös des Grabungshauses fast vollständig für die Erweiterung des Urgeschichtliches Museums zur Verfügung gestellt haben ist etwas sehr Besonderes.
Mit der Einführung des Tages der offenen Höhle am Geißenklösterle (heute genannt "Tag der Steinzeit - an der Welterbehöhle Geißenklösterle") erfüllte die GfU nicht nur den satzungsmäßigen Auftrag urgeschichtliches Wissen der Öffentlichkeit zu vermitteln. An diesem Tag arbeiten ehrenamtliche Laien des Vereins, Archäologen der Universität Tübingen und Experimentalarchäologen aus dem ganzen Land eng zusammen. Der Erlös des Tages fließt der Wissenschaft und dem Museum zu. Der Tag der offenen Höhle erfordert viel Einsatz, schweißt aber auch immer wieder zusammen. Es gibt keine Veranstaltung im Land die zur Steinzeit ein so umfangreiches Angebot bietet und das seit sehr vielen Jahren. Tausende von Besuchern nahmen die Angebote gerne an.
Mit Zuschüssen zur Herausgabe von populären und wissenschaftlichen Büchern zu Themen der Urgeschichte hat die GfU Beiträge zur Information der Öffentlichkeit und der Wissenschaft geleistet. Das Buch: Steinzeit selbst erleben, das unser leider verstorbenes Ehrenmitglied Friedrich Seeberger verfasst hat ist heute noch ein Renner und war Vorlage von Büchern gleicher Machart zu anderen historischen Epochen. Auch die von ihm eingespielte CD mit Flötenmusik ist sehr gefragt. Wir erinnern uns dankbar an ihn.
Einen laufenden Beitrag zur Förderung der Wissenschaft stellen die GfU-Mitteilungen (MGFU) dar. In ihnen werden wissenschaftliche Fachbeiträge veröffentlicht, seit einigen Jahren auch in deutscher und englischer Sprache. Mit diesem, von Professor Conard entwickelten Konzept und der fachlichen Redaktion durch Prof. Dr. Michael Bolus sind sie für Wissenschaftler im Inland und Ausland von hohem Interesse. Das Projekt GfU-Mitteilungen wird in Kooperation zwischen dem Institut für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie und der GfU durchgeführt. Inzwischen sind 27 Bände erschienen.
Die Einrichtung einer Fachbibliothek aus dem Nachlass von Prof. Dr. Hahn und Buchspenden von Professor Müller-Beck und anderen wurde vorgenommen. Da die Nachfrage jedoch nicht den Erwartungen entsprach ist die Bibliothek inzwischen wieder geschlossen.
Während der ganzen Vereinszeit wurden Workshops zu Steinzeittechniken und Speerschleuder-wettbewerbe angeboten.
Zusammen mit dem Alb-Donau-Kreis erarbeitete die GfU im Jahr 2000 eine erste große Ausstellung zur Eiszeitkunst im süddeutschen Raum . Es war die erste Gesamtschau der damals bekannten Ausgrabungsergebnisse aus dem Lone- und Aach-Tal. Die Ausstellung trug wesentlich zur Bewusstseinsbildung über die Wertigkeit der archäologischen Forschung in unserer Region bei.
Die jährliche Veranstaltung von Vorträgen zu archäologischen Themen gehören von Anfang an zu den Kernaufgaben der GfU.
2005 ergänzte die GfU ihre Aufgabenfelder um eine Archäo-Akademie, deren inhaltliches Konzept von Frau Dr. Kölbl, der heutigen Kustodin, stammt. Sie führte stark besuchte Grundkurse und Vertiefungskurse zur Archäologie und zur Eiszeitkunst durch. Viele Teilnehmer wurden danach GfU-Mitglieder.
Im Jahr 2013 feierte die GfU ihr 25-jähriges Bestehen. In einem umfangreichen Programm stellte die GfU ihre Arbeit für die Öffentlichkeit dar, lesen Sie hier. Im Jahresbericht des Vorsitzenden wurden die 25 Vereinsjahre zusammengefasst. Er ist hier nachzulesen.
Die summarische Aufzählung dieser vielfältigen Aufgaben, denen sich die GfU gestellt hat zeigt, wie viel Kraft in diesem Verein ist. Die GfU ist kein lokaler Verein. Er hat Mitglieder in ganz Europa und in Amerika. Und der harte Kern der ehrenamtlich Aktiven aus der Region wird von vielen Ehrenamtlichen aus einem weiten Umfeld bis über Stuttgart hinaus ergänzt. Die enge Kooperation mit dem Institut für Ältere Urgeschichte und den dort wissenschaftlich Tätigen und Studierenden sowie die Zusammenarbeit mit dem Urgeschichtliches Museum macht dieses breite Aufgabenspektrum erst möglich.
Der Verein führt viele Menschen aus den unterschiedlichsten Interessensbereichen und Aufgabenbereichen zusammen und bildet so eine Plattform auf der erfolgreich zusammengearbeitet wird. Das Interesse an der faszinierenden Welt der Urgeschichte ist das gemeinsame Ideal und bildet den inneren Kitt.
Der Umgang mit den existenziellen Fragen: wer sind wir und wo kommen wir her – beschäftigt nicht nur die Wissenschaft sondern treibt auch viele Menschen um.
Diesen Fragen näher zu kommen und Antworten zu finden macht es spannend GfU-Mitglied zu sein.
MG 14.12.19